Nachhaltige Weihnachten
Auch wenn der Schnee noch nicht wirklich da ist: die Weihnachtsgefühle kommen immer mehr auf. Und damit auch der Wunsch nach friedlichen, besinnlichen Tagen mit der Familie, genauso wie immer. Aber das «wie immer» scheint mir gerade nicht mehr zu passen. In einer sich rasant verändernder Welt mit neuen Herausforderungen hatte ich beschlossen, aus dem «wie immer» ein «innovatives Neu» zu gestalten. Der Wunsch für die Weihnachtstage hat sich für mich ganz klar mit dem Wunsch einer möglichst CO2-neutralen, nachhaltigen Welt ergänzt. Somit wurde mein vorweihnachtliches Bedürfnis umgewandelt in: friedliche, besinnliche, nachhaltige Weihnachten, innovativ neu gestaltet. Die Frage ist: können wir uns von Traditionen lösen und auf neue Wege begeben? Veränderungen fallen uns Menschen nie leicht, Traditionen geben Sicherheit, so war es doch schon immer… Aber im Moment ist von uns Menschen Veränderungsfähigkeit gefordert.
Nun, nachhaltige Weihnachten wirft viele Fragestellungen auf: Christbaum? Geschenke? WeihnachtNsessen? Anreise zur Familie?
Wir haben uns letztes Jahr in einem ersten Schritt der Veränderung dem Thema Christbaum angenommen.
Ist eine Plastiktanne nun nachhaltiger? Baum im Topf mieten? UTOPIA.de hat dazu einen umfassenden Artikel verfasst mit dem Ergebnis: der beste Baum ist bio (oder FSC) und regional. Nicht-Bio-Bäume werden unter erheblichem Einsatz von Dünger und Pestiziden in Monokulturen gezüchtet. Plastikbäume enthalten häufig «besonders besorgniserregende Stoffe», welche krebserregend, fortpflanzungsgefährdend oder hormonell wirksam sein können. Und dann kommt noch das Problem des Mikroplastik dazu. Zudem kommen die Plastikbäume häufig von weiter her. Die Ökobilanz besagt, dass der Plastikbaum meist erst nach 10-12 Jahren besser dasteht. Oder gibt es da doch noch eine andere Option, um ein (oder mehrere) Baumleben zu retten, damit sie unser CO2 fixieren können?
Wir haben uns dann für den Bau unseres eigenen Christbaums entschieden. Ganz «innovativ neu», individuell, aus Naturmaterialien mit viel Liebe erstellt und ganz nachhaltig: Aus abgebrochenen Ästen aus dem Wald, zusammengesteckt, mit farbiger Schafswolle aus der Region verziert. Er kann auch immer wieder etwas neu zusammengebaut und gestaltet werden, er wird also keine Weihnachten gleich aussehen. Es war ein Experiment – sowohl für den Bau als auch in Bezug auf gesellschaftliche Reaktionen. Der Bau hat gut geklappt und für uns ist das sehr stimmig und wir haben sehr viel Freude an unserem innovativ neuen Weihnachtsbaum. Aber was macht das nun mit den Traditionsgefühlen unserer Gäste? Wir waren auf vieles gefasst. Aber die Erfahrung war: Unser Weihnachtsbaum kam bei allen gut an. Wenn die Kerzen brennen, leuchtet er genauso wunderbar wie ein echter Baum und taucht unserer Stube in eine friedliche Stimmung. Und er verleiht unserem Herzen sogar zusätzlich ein gutes, nachhaltiges Gefühl und gibt uns Hoffnung, dass sich die Welt verändern darf.
Daher wünsche ich Ihnen allen besinnliche Weihnachten und ein neues Jahr mit viel Mut, Dinge zu überdenken, innovativ neu zu gestalten, Traditionen zu überdenken und gemeinsam einen weiteren Schritt in eine klimafreundliche Zukunft zu machen!
Herzliche Grüsse
Andrea Bärlocher, Vorstand Klimaverein Gossau
Schulzimmer lüften mit Technik und ohne Energieverlust
Die für die Gesundheit erforderliche Dauer des Fensterlüftens in Schulen ist in den Energiezielen der Gebäude nicht eingerechnet. Das hat der Winter 2021/22 in den kalten Schulzimmern als Schutz in der Pandemie gezeigt.
Der Mensch braucht für seine Atmung die Natur; nur sie kann ausgeatmetes Kohlendioxid aufnehmen und umwandeln. Saubere Luft ist vor allem in Schulen nicht selbstverständlich. Ihre Räume sind täglich stark und lange genutzt. Die veratmete Raumluft kann Wohlbefinden und Gesundheit gefährden sowie Infektionskrankheiten fördern (1).
Die natürliche Lüftung durch das Öffnen der Fenster kommt zu häufig an Grenzen: Bei Hitze, Lärm und stürmischem Wetter stören offene Fenster das Lernen. Doch selbst wenn in den Pausen gelüftet werden kann, reicht die Luftqualität fürs Lernen und Wohlbefinden nicht aus; die Eidgenössische Materialprüfungsanstalt Empa empfiehlt nach Messungen an Bündner Schulen 2021 das Lüften alle 20 Minuten (1). Grund: viele Menschen atmen viel aus, was in die Natur gehört. Längst sind die Fenster und unsere Schulgebäude aber gedämmt, also luftdicht. Krankheiten, welche über die Atemwege übertragen werden, haben in den Schulen leichtes Spiel. Würden wir das beim Trinkwasser zulassen? Selbstverständlich nicht.
Die gesundheitlichen und die energetischen Gesichtspunkte können nur mit technischer Hilfe auf einen Nenner gebracht werden. Die seit 2014 bestehenden Raumluftnormen für Renovationen und Neubauten öffentlicher Gebäude müssen aus gesundheitlichen Gründen auch auf die älteren und kleineren Schulgebäude angewandt werden (der gesetzliche Schwellenwert für die Anwendung der Baunorm beträgt 1000 Quadratmeter). Die Gebäudetechnik kann mit Abluftventilatoren mit Wärmerückgewinnung dezentral erweitert oder zentral als Gebäudeentlüftung geplant werden. Die Investitionen lohnen sich vom energetischen Gesichtspunkt sofort. Das gilt auch für die Personalkosten: Die Mitarbeiter-Gesundheit in den Schulgebäuden wird erhöht, die krankheitsbedingten Absenzen reduziert.
- Die Schweizerische Forschungs- und Fachstelle zum Thema ist die scoeh.ch. Spezialisierte Anbieter gibt es in der Nähe, etwa die Firma belimo.ch in Hinwil.
Andrea Hadorn-Stuker, Gossau ZH
Hausbesitzern droht eine Teilabschaltung der Solaranlage
Kurt Pfister:
«Hausbesitzern droht eine Teilabschaltung der Solaranlage» - so lautet der Titel eines Tagesanzeiger Beitrags vom 15. Juli. Grund: Der Ausbau der Fotovoltaik ist erfreulicherweise zu rasch erfolgt, bei zu viel Sonnenschein droht das Stromnetztes zusammenzubrechen. Gemäss im Juni beschlossenen Energiegesetz können die Netzbetreiber ferngesteuert und ohne Einwilligung der Besitzer, die Leistung der Fotovoltaikanlagen drosseln. Gleichzeitig sind Gigaprojekte in den Alpen geplant, für die es auch zu wenig Netzkapazität gibt und die dann auch bei Sonnenschein zusätzlich viel Energie produzieren werden.
Während Jahren wurde der Ausbau der Solaranlagen gefördert. Und hoppla, plötzlich ist es zu viel, es fehlt an entsprechender Infrastruktur, um die geförderte Energie sinnvoll nutzen zu können. Wo ist da eine Gesamtstrategie? Ideen sind gefragt!
Alexander Frei:
Energienetz-Betreiber haben die Pflicht, das Netz stabil zu betreiben und dass diese ständig zur Verfügung steht (keine Abschaltung durch Überlast). Dazu ist eine Leistungs-Reduktion oder gar eine Abschaltung von PVA-Einspeisungen eine Schutzfunktionalität vor Netzüberlastung.
Nun dürfen wir "die Flinte nicht gleich ins Korn werfen", es müssen sich alle Netzpartner, und da gehören auch die Photovoltaikbesitzer dazu, an die Zukunftslösung herantasten. Es kommen noch zahlreiche Herausforderungen auf uns zu und die Netzbetreiber müssen sich technisch aufrüsten und das notwendige Personal finden und ausbilden. Die Bestandteile eines gebauten Stromnetzes haben durchschnittlich eine Lebensdauer von 40-50 Jahren, da kann man nicht einfach Anlageteile, die z.B. 25 jährig sind (Halbzeit) ersetzen, das würde der Stromkunde bzgl. der Netzkosten gar nicht schätzen!
Mein Fazit: Da hat ein Journalist wieder einmal punktuell ein Thema aufgenommen, zu dem es eine breitere Betrachtung bräuchte als einen reisserischen Titel aufzusetzen. Und ja, die Schweiz ist gefordert, diese Probleme zu lösen; dazu hat sie aber auch schlaue Unternehmen und Denkfabriken.
Peter Pirani:
Da nicht alle Zugriff auf den zitierten Artikel haben, hier zuerst die wesentlichen Aussagen daraus:
· PV-Strom liefert bereits etwa 8 Prozent des Stromverbrauchs in der Schweiz. Dies soll sich in diesem Jahr auf 14 Prozent erhöhen, bis 2050 könnten es 50% sein.
· Um eine Netzüberlastung an sonnigen Sommertagen zu verhindern müsste man das Netz verstärken, was aber sehr teuer ist und nur wenige Stunden im Jahr benötigt wird. Es betrifft ca. 1 bis 3 Prozent der produzierten Jahres-Strommenge
· Aus volkswirtschaftlicher Sicht limitiert man sinnvollerweise die ins Netz eingespeiste Leistung, indem man die Anlage drosselt oder den überschüssigen Strom selber verbraucht. Hier greift eine neue Regelung auf Basis des kürzlich angenommenen Stromgesetzes:
· Energieversorger können Anlagen per Fernsteuerung abregeln, also die Leistung senken oder zwangsabschalten – nicht nur bei einer unmittelbaren erheblichen Gefährdung des Netzbetriebs. Sie bekommen das Recht, 3 Prozent der Jahresproduktion einer Anlage abregeln zu können.
· Der Verband unabhängiger Energieerzeuger vertritt Eigentümer von PV-Anlagen und schlägt vor, dass man statt teurer Fernsteuerungen eine Art freiwillige Selbstbeschränkung bei der Stromeinspeisung vorsieht, gepaart mit einem finanziellen Anreiz.
· Der Betreiber soll die maximale Einspeiseleistung auf maximal 60 Prozent limitieren und so die jährlich eingespeiste Energiemenge um etwa 4 bis 6 Prozent reduzieren. Der Rückliefertarif steigt dafür um 8 Prozent, so der Vorschlag. Den nicht eingespeisten Strom kann man selber nutzen.
· Ob Energieminister Rösti sein Vorhaben justieren wird, ist unklar. Erwartet wird, dass der Bundesrat im Spätherbst die entsprechende Verordnung definitiv verabschieden wird.
Kommentar:
Eine Solaranlage mit 10 kW peak hat meist einen Transformator der weniger liefert, z.B. maximal 8.2 kW. Hier verliert man zu Spitzenzeiten auch schon etwas an Energie, aber insgesamt ist es effizienter, weil die effektive Leistung die meiste Zeit unterhalb der Peakleistung liegt.
Analog ist es mit dem Netzausbau: Dieser soll nicht auf die maximale Peakleistung ausgerichtet sein. Der Netzausbau wird zu einem gewissen Grad erfolgen müssen, nur die grossen Einspeise-Spitzen müssen anders abgefangen werden. Die Drosselung der Einspeisung um maximal 3 Prozent pro Jahr erscheint da eine sinnvolle Strategie.
Hier kommt das Aber: Man kann den Strom zwar selber nutzen bei einer Einspeisedrosselung, aber gerade dann braucht man ihn eher nicht, da man sowieso schon genug hat und eine allfällige Batterie ist dann wahrscheinlich auch schon gefüllt. Aber dies sollte nicht durch die PV-Anlagenbesitzer alleine zu bezahlen sein, sondern durch alle Strombezüger – das ist eine Frage der Fairness! Hier greift der Alternativvorschlag, dieser erscheint mir deshalb durchaus eine sinnvolle Variante zu sein.