Vortrag Fischlin 13.10.2024


 

Vortrag Prof. Fischlin (gehalten am 21. Oktober 2024)

 

Mit dem ETH-Professor Andreas Fischlin konnte der Klimaverein Gossau ZH einen ausgewiesenen Fachmann für einen hochspannenden Vortrag gewinnen. Prof. Fischlin war 30 Jahre lang Mitglied des Weltklimarates IPCC, welcher die Klimaberichte herausgibt und 2007 den Friedensnobelpreis erhielt. Er war auch 15 Jahre lang Berater der Schweizer Delegation des UNFCCC, welche an den Verhandlungen teilnahmen, welche zu dem vielzitierten Ziel der 1.5°-Grenze führte (Pariser Klimaschutz-Übereinkommen).

 

Ca. 50 Gossauer besuchten den Vortrag in Bertschikon und hörten während 75 Minuten mit voller Aufmerksamkeit den spannenden Erläuterungen zu. Wir alle wissen zwar schon, dass sich das Klima ändert und die Auswirkungen komplex und sehr stark sind.  Aber nicht alle wussten, dass die Auswirkungen in der Schweiz gut doppelt so hoch sind wie im globalen Durchschnitt. Wir sehen bereits eine Erhöhung von 2.8°C gegenüber dem vorindustriellen Niveau (1850 bis 1900) , wohingegen der weltweite Durchschnitt bei aktuell 1.3 °C liegt – und damit schon nahe an der maximalen Erhöhung von 1.5°C, welche gemäss Pariser Abkommen anvisiert wird. Dieses Ziel wird man verfehlen, in der Schweiz werden es weit mehr als 2.8°C sein! 

Was für Folgen dies haben kann, zeigte der Referent anhand der Situation in Luzern, welches vor langer Zeit bei dem damals hohen CO2-Pegel von 400 ppm um rund 2 bis 3°C wärmer war und einem Meeresspiegel welcher volle 14 Meter über dem heutigen lag. Da wir innert weniger Jahre vom langjährigen, vorindustriellen CO2-Pegel von 280 ppm bereits schon auf 422 ppm geklettert und dieser Wert weiter steigt, dürften wir nicht nur bezüglich Temperatur, sondern auch bezüglich Meeresspiegel starke Probleme bekommen. Auch wenn das Meer nicht bis Luzern reichen wird, die Veränderungen auf der Erde werden dazu führen, dass durch Wetterkapriolen weltweite Nahrungsmittelknappheiten entstehen und Migrationsströme in grossem Masse ausgelöst werden.

Interessant war auch zu hören, dass bereits eine geringe Erhöhung des Meersspiegels die Anzahl der Sturmfluten sehr stark steigen lässt, selbst wenn bei normalem Wetter das Meer durch Mauern noch im Zaum gehalten werden könnte. Wenn der Meeresspiegel aufgrund der Temperaturerhöhung um 1.5 °C statt der heutigen 20 cm bis ins Jahr 2100 um 1 Meter steigen wird, so werden es in 2000 Jahren bereits 3 Meter sein und in 10'000 Jahren sogar 7 Meter! Die Begrenzung auf die anvisierten 1.5°C wären deshalb sehr wichtig, aber da sind wir nicht auf Kurs. Extremereignisse werden deshalb schon bald noch deutlich mehr zunehmen als wir dies heute schon beobachten. Wie war das gerade eben mit den Überschwemmungen in Spanien? Solche «Jahrhundertereignisse» werden künftig in kurzen Abständen auftreten.

 

Viele weitere spannende Details, über die wir hier nicht alle berichten können, fesselten die Zuhörer. Am Ende beantwortete Prof. Fischlin Fragen aus dem Publikum. Beispielsweise ist klar, dass die Erwärmung definitiv menschengemacht ist und die Ursache nicht in der Sonneinstrahlung liegt, was durch viele Untersuchungen eindeutig belegt ist. Es liegt also am Verhalten von uns allen, wie lebenswert es für unsere Nachkommen auf unserem Planeten sein wird.

 

(Zusammenfassung Peter Pirani)