Newsletter 4/2023


Newsletter 4/2022 - E-Fuels für Autos: Ist der klimaneutrale Kraftstoff sinnvoll? Sind synthetische Kraftstoffe eine klimaneutrale Alternative zu Benzin und Diesel?

Deutschland hat sich bei der EU durchgesetzt: Nach 2035 sind neue PKWs mit Diesel oder Benzin verboten – mit Ausnahme von klimaneutralen, synthetisch hergestellten Kraftstoffen, sogenannten E-Fuels. Damit könnten wir unsere derzeitigen Autos mit Verbrennungsmotoren einfach weiter fahren lassen. Als Rohstoffe für E-Fuels haben sich Mais, Raps, Abfall oder Dung nicht durchgesetzt. Nun versucht man es mit Wasser und zerlegt es mittels Elektrolyse in seine Bestandteile Sauerstoff und Wasserstoff, den man noch mit Kohlendioxid anreichert. Das Kohlenstoffdioxid kann aus Verbrennungsabgasen stammen oder aus der Luft gefiltert werden. Die so erzeugten Kohlenwasserstoffe lassen sich in einem weiteren Schritt zu Kraftstoffen wie Diesel, Benzin oder Kerosin weiterverarbeiten. Dieser Prozess wird Power-to-fuel genannt. E-Fuels enthalten im Gegensatz zu fossilbasierten Kraftstoffen keinen Schwefel und keine Aromate wie Benzol. Auch die Russbelastung soll geringer sein. So weit klingt alles sehr verlockend…

 

Der Haken bei der Sache: Das gespeicherte Kohlendioxid entweicht beim Verbrennen wieder in der gleichen Menge wie es aufgenommen wurde und das macht E-Fuels klimaneutral, wenn sie zuvor mit regenerativer Energie erzeugt worden sind. Es ist nur dann klimaneutral, wenn der synthetische Kraftstoff ausschließlich mithilfe von erneuerbaren Energien gewonnen wird (z.B. aus Windkraft oder Photovoltaik). Mit Strom, der mit Kohle oder Erdöl produziert wird, würde deutlich mehr Kohlenstoffdioxid freigesetzt werden als bei  herkömmlichen Produktion von Kraftstoffen. Mit dem heutigen Strommix in Deutschland wäre es sogar das 4-fache, wie man aus vorliegenden Zahlen errechnen kann.

 

Man schätzt die Produktionskosten zurzeit auf 2 Euro pro Liter + Margen + Steuern. Forschende schätzten 2021, dass nur zehn Prozent der eingesetzten Energie im E-Fuel landen - bei einem batteriebetriebenen Fahrzeug sind es rund fünfzig Prozent!

Die Vorteile von E-Fuels kommen vor allem da ins Spiel, wo nicht elektrifiziert werden kann: Ein Schiff lässt sich nicht mit Batterien betreiben, denn die dafür nötige Batterien wären zu schwer. Ein Flugzeug kann nicht mit einem Wasserstofftank (Gas) fliegen, der wäre viel zu gross. Deshalb sind E-Fuels unverzichtbar, um die Sektoren Luftverkehr, Schifffahrt, Chemie überhaupt klimaneutral machen zu können.

 

Für die nächsten Jahre bis 2035 sind weltweit etwa sechzig Produktionsanlagen für E-Fuels im industriellen Maßstab geplant. Wenn alle realsisiert werden reicht es gerade mal für 10% des unverzichtbaren Bedarfs an E-Fuels für Deutschland.

Selbst wenn das Wachstum der Produktionsanlagen viel schneller wäre, etwas 40-65 % pro Jahr wie die erfolgreichste Energietechnologie Photovoltaik, so entspräche das gesamte globale Angebot im Jahr 2035 höchstens etwa 50 % der unverzichtbaren Bedarfe für Deutschland (Luftverkehr, Schifffahrt, Chemie) - PKWs gehören nicht dazu!

 

Die Konsequenz aus dem bisher Beschriebenen lautet klar, dass der Umbau in Richtung klimaneutraler Energieerzeugung extrem wichtig ist, um die unverzichtbaren E-Fuel-Sektoren zu bedienen. Da es aber nicht einmal darür ausreicht, sollen PKWs mit direktem elektrischem Anrieb gebaut werden und nicht auf Basis von E-Fuels, auch wenn es dafür einige Werbung gibt, welche die Gesamtbetrachtung ausser Acht lässt. Die EU hätte Deutschland demnach besser nicht nachgegeben…

 Quellen:       

Zusammengestellt von Peter Pirani