Newsletter 3/2022


Newsletter Nr. 3/2022 - Bidirektionales Laden

In Zeiten drohenden Strommangels kommt dem bidirektionalen Laden mit Elektrofahrzeugen ein grosses Potential zu. Zu diesem Thema verweisen wir  Euch auf einen Vortrag von Pascal Städeli vom Verband «vese», der am 27.10.2021 online publiziert wurde.

Darin wird gezeigt, dass heute schon Elektro-PWs ein Vielfaches an Energie speichern können, welche in einem Einfamilienhaus in einem Tag benötigt wird. Damit entfällt die Anschaffung einer leistungsfähigen und auch sehr teuren Hausbatterie. Die Autobatterie wird also doppelt genutzt, zum Fahren und zum Speichern des Haushaltstroms bzw. der eigenen PV-Produktion. Und gesamtschweizerisch könnten 100’000 Fahrzeuge die Leistung von einem AKW speichern. Hier weiterlesen
Im Vortrag findet sich eine Liste von Elektrofahrzeugen, die schon heute ausgerüstet sind und welche Autos demnächst auf den Markt kommen sollen.

Wer schon eine PV-Anlage hat oder sich eine anschaffen will, ist gut beraten, wenn er beim Kauf eines Elektromobils darauf achtet, dass bidirektionales Laden möglich ist. Sein Auto hat dann die gleichen Funktionen wie eine stationäre Batterie. Sie wird am Tag mit PV-Strom aufgeladen und gibt diesen Strom ab, wenn die PV-Anlage nicht leistet. Das Auto wird also mit der Sonne aufgeladen und das Haus profitiert. Denkbar wäre deshalb unter ganz günstigen Umständen, dass praktisch kein Strom mehr vom Netz bezogen werden müsste, weil die Solaranlage Eigenverbrauch ist. Auf der Webseite von "sun2wheel" findet man aktuelle Informationen zum Thema.

Siehe auch QA Bidirektionales Laden 2022 in der Schweiz: Interview mit Dominik Müller, 

 V2X-Suisse

Unter der Leitung des Bundesamtes für Energie vereint das "V2X Schweiz" sieben Unternehmen, die in den Bereichen Energiemanagement, Ladetechnologie und Mobilität tätig sind. Durch die Bündelung dieser verschiedenen Kompetenzen kann wertvolle Zeit gespart werden, sowohl bei der Umsetzung des Projekts als auch bei der Gewinnung von Erkenntnissen und der Nutzung der Ergebnisse. Das V2X-Suisse-Projekt wird auch darauf abzielen, die rechtlichen, organisatorischen und technischen Rahmenbedingungen für das bidirektionale Laden im Hinblick auf eine breite kommerzielle Einführung zu klären.

Test mit Mobility-Elektroautos

Seit September 2022 läuft ein grossangelegter Test  während eines Jahres mit 50 «Honda e» an rund 40 Mobility-Standorten in der ganzen Schweiz. Dies wird das erste Mal sein, dass bidirektional ladende Serien-Elektroautos flächendeckend im Mobilitätsalltag in Einsatz stehen werden und dass man sie unter unterschiedlichen Bedingungen, von ländlich bis urban, testen kann. Grundlage dazu ist: Wird ein bidirektionales Mobility-Elektroauto nicht gefahren, kann es bis zu 20 Kilowatt Leistung zurück ins Stromnetz speisen. Das würde auf die gesamte Carsharing-Flotte gerechnet 60 Megawatt ausmachen – eine grössere Leistung, als sie beispielsweise das Tessiner Pumpspeicherkraftwerk Peccia bereitstellen kann. Diese elektrische Regelleistung wird helfen, das Stromnetz zu stabilisieren, Engpässe im Verteilnetz zu minimieren und teure Netzausbauten im Verteilnetz zu verhindern, zu verringern oder zu verzögern. «V2X Suisse» setzt sich bis zum Projektabschluss Ende 2023 eine hohe Messlatte: Erstens soll ausgelotet werden, wie diese Technologie das Stromnetz stabilisieren kann und wie Standorte mit Photovoltaik-Anlagen ihren Eigenverbrauch optimieren können. Zweitens will man das betriebswirtschaftliche Potenzial von bidirektionalen Fahrzeugen in der Schweiz untersuchen. Und drittens soll der Wettbewerb zwischen den potentiellen Flexibilitätsabnehmenden (Swissgrid, Verteilnetzbetreiber und Zusammenschluss zum Eigenverbrauch) getestet werden.

Technische Details: EVTEC stellt zwei Arten von Ladestationen zur Verfügung: 10 kW DC, die bereits für den Honda e angeboten werden, und eine neue Variante 2x 10 kW CCS, die bis zu 20 kW Leistung erreichen wird, wenn nur ein Anschluss verwendet wird. Jede Ladestation wird mit einem digitalen Controller zur Verwaltung des Netzes ausgestattet. Dank der Software von "sun2wheel" kann Tiko Energy alle 15 Minuten die von den vernetzten Autos gelieferte Leistung anpassen. 

 

(Autor: Peter Hasler)